Glöckchen

Ich erwachte wie nach einem langen, erholsamen Schlaf. Wo war ich? Ich blickte um mich. Langsam klärte sich das Bild vor meinen Augen. Ich lag auf weichem Moos unter einem großen Baum, durch dessen Blätterwerk die Sonne blinzelte. Ich reckte und steckte mich und setzte mich auf. Neben mir fand ich einen reich gedeckten Tisch vor, auf dem die verschiedensten Früchte zum Genießen einluden. Da waren Orangen, Äpfel, Birnen, Bananen, Ananas und Mangos, aber auch einige Sorten, die ich nicht kannte. Weil ich die Mangos als sehr köstliche Gabe der Natur erst kürzlich kennen gelernt hatte, ließ ich mir davon eine munden. Der Geschmack kam mir aber intensiver, dass typische Mangoaroma deutlicher wahrnehmbar, vor, als ich es in Erinnerung hatte. Ich wusch mir die Hände in einer, mit Wasser gefüllten, bereitgestellten Schale. Da sprach mich jemand an. Ich hob den Kopf und sah vor mir ein wunderschönes Mädchen stehen. "Erkennst du mich wieder?", fragte sie. Erst langsam kam mir wieder zu Bewusstsein, was ich in dem kleinen Wäldchen, auf der Lichtung, erlebt hatte. Die märchenhafte Erscheinung, die gerade mit mir redete glich bis auf's Haar dem kleinen, geflügelten Wesen, das ich zuerst in einem der Büsche entdeckt hatte, und die immer wieder meinen Namen rief. Nur fehlten ihr jetzt die Flügel und sie hatte normale Größe angenommen. Sie trug immer noch dies bezaubernde, fliederfarbene, leichte Sommerkleid. Solch reine Schönheit und Anmut nahmen mir fast den Atem. "Ja", sagte ich, "du bist Glöckchen, die mich verzaubert hat und mit in ihr Elfenreich nehmen wollte." Sie reichte mir die Hand. Ich stand auf und folgte ihr zu einem grün bewachsenen Hügel. Dort angekommen bot sich mir ein wunderbarer Blick in eine Landschaft unermesslicher Schönheit. Vor mir lag ein Tal, durch das sich ein Fluss mit klarem, lebendigem Wasser schlängelte. Wiesen wechselten sich mit Wäldchen ab.

                                                               

Die Luft war vom Duft des Frühlings und vom Singen der verschiedensten Vögel erfüllt. Das warme Sonnenlicht tauchte alles in eine märchenhafte Atmosphäre. In der Ferne glitzerte das Wasser eines großen Sees. "Das ist mein Reich", sagte Glöckchen. "Dies wollte ich dir zeigen und dich an etwas erinnern, was du tief in dir schon immer gewusst hast." Mit diesen Worten erhob sie sich. Ihr anmutiger Gang, den ich vorher so bewundert hatte, verwandelte sich jetzt in ein leichtfüßiges Schweben. Und tatsächlich, sie überwand die Schwerkraft, löste sich von der Erde. Sie winkte mir zu, es ihr gleich zu tun. Doch wie konnte ich das? Als sie mein Zurückbleiben bemerkte, kehrte sie um. Nahe zu mir gekommen sprach sie: "Du vermagst es, durch einen wunderbaren Gedanken." Einer langen Überlegung bedurfte es dabei für mich nicht. Allein, Glöckchen mit dem inneren Auge anzuschauen genügte, dass auch ich mich vom Boden erhob. Ich empfand dabei gar keine Angst. Wie konnte mir in dieser Welt, mit dieser Führung, je etwas passieren. Wir flogen Hand in Hand über die wunderschöne Landschaft. Ich erkannte, dass viele der Wesen, die Glöckchen glichen, in Bäumen und Büschen lebten. Häuser, die ich als Wohnstätten vermutet hatte, waren also überhaupt nicht nötig. Während unseres Fluges begegneten wir auch einigen von ihnen. Es schien also die übliche Fortbewegungsart der Elfen, in ihrem Reich, zu sein. Wir setzten zur Landung, unter einem großen Laubbaum, an. Ich erkannte ihn als den Ort meines Erwachens in dieser Welt wieder. Mich erfasste Wehmut. War jetzt der Augenblick unseres Abschieds gekommen? Ich wäre gern für immer hier geblieben. Glöckchen hauchte mir einen sanften Kuss auf die Lippen. Dann blies sie mir wieder ihren Zauberstaub ins Gesicht. Ich wollte sie noch fragen, was es mit dem Erinnern des schon immer Gewussten  auf sich hat. Doch, mir schwanden die Sinne.
 

                                                            Wieder zurück


Als ich zu mir kam, lag die Kartäuser-Schönheit schlafend auf  meinem Bauch. Durch die Bewegungen, die ich machte, öffnete sie ihre Augen. Kitty streckte die Beine und machte den so typischen Katzenbuckel. Ich stand auf. Von den Kindern, die auf der Wiese gespielt hatten, war nichts mehr zu sehen. Ich beschloss nach Hause zu gehen. Was ich erlebt hatte wollte ich gerne auf- schreiben, damit es nicht so schnell in Vergessenheit geriet. Oder war alles nur ein Traum? Mein blaufelliger Vierbeiner begleitete mich auf dem Weg zurück. Ihre schlanke Gestalt in geschmeidiger Bewegung. Als ich zu mir kam, lag die Kartäuser-Schönheit schlafend auf meinem Bauch. Durch die Bewegungen, die ich machte, öffnete sie ihre Augen. Kitty streckte die Beine und machte den so typischen Katzenbuckel. Ich stand auf. Von den Kindern, die auf der Wiese gespielt hatten, war nichts mehr zu sehen. Ich beschloss nach Hause zu gehen. Was ich erlebt hatte wollte ich gerne aufschreiben, damit es nicht so schnell in Vergessenheit geriet. Oder war alles nur ein Traum? Mein blaufelliger Vierbeiner begleitete mich auf dem Weg zurück. Ihre schlanke Gestalt in geschmeidiger Bewegung zu sehen entzückte mich. In der mild scheinenden Sonne hatte ihr Fell einen ganz besonderen Glanz. Beim Ort angekommen, wo sie mir das erste Mal begegnete, strich sie schnurrend um meine Beine. Ich streichelte sie durch ihr samtweiches Haarkleid und Kitty lief dann einem Haus zu, in dem wohl die Menschen wohnten, die sie sich als Lebens-Gefährten ausgesucht hatte. Zuhause setzte ich mich an den Schreibtisch und versuchte meine Gedanken zu sammeln, das Erlebte in möglichst vielen Einzelheiten zu erinnern um es in geschriebener Form zu Papier zu bringen. Glöckchens Erscheinung zog mich weiter in seinen Bann und mit einem Mal wurde mir klar, was sie gemeint hatte. Den Reichtum der Elfenwelt würde mir niemand wieder nehmen können.